Rundgang St. Nikolaus

Der Rundgang wurde von Michael Maßmann (Pfarrer der St. Nikolaus-Gemeinde 2008) verfasst.

Kirchen erscheinen oft genug als leblose Gebäude. So manchem gelten sie als dunkel und muffig. Allerdings wissen wir im Hinblick auf dunkle Räume auch (wenn wenigstens noch ein ganz klein wenig Licht darinnen ist): Je länger wir uns darin aufhalten, um so mehr können wir die Dinge wahrnehmen, die sich darin befinden. Zum Teil lassen sich selbst kleinere Details entdecken / ertasten. In diesem Sinne laden wir Sie in unsere Kirchen ein. Wir können Ihnen kaum alles erklären und zeigen, was sich darin befindet. Es bleibt zum (vielleicht größten) Teil Ihnen selbst überlassen, die Bedeutung dieser Dinge für sich selbst zu entdecken / auf-zu-decken und auf diese Weise das Leben zu finden, das in diesen scheinbar toten Räumen steckt.

 1. Station - Kirchentür

"Die Kirchentür als Sehenswürdigkeit dieser Kirche? Es ist doch selbstverständlich, dass man irgendwie in den Kirchenraum hineinkommen muss!" "Stimmt!", kann ich da nur sagen. Allerdings möchte ich dabei weiterdenken: Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie oft Sie im Laufe des Tages durch irgendeine Tür kommen? - Angefangen bei der Schlafzimmer - oder Badezimmertür über die Autotür bis hin zu den Türen beim Einkaufen oder am Arbeitsplatz gehen wir oft durch Türen im Laufe eines Tages.

Jesus sagte einmal: "Ich bin die Tür, wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden; er wird ein- und ausgehen und Weide finden." (Joh 10,9)

Die Kirchentür ist in diesem Sinne Zeichen für Jesus Christus, der immer für uns da ist und dem wir in diesem Haus besonders begegnen können. Die vielen Türen im Laufe des Tages können uns an diese eine Tür erinnern und daran, dass Jesus Christus uns an jedem Ort dieser Welt begegnen will.

Altes Taufbecken (Im Eingangsbereich)

Noch eine Begegnung mit Jesus Christus. Im Kirchenvorraum steht das frühere Taufbecken unserer Kirche. Auf seinem Sockel trägt es das Christuszeichen. "P X" sagt man im Volksmund. Eigentlich sind es die griechischen Anfangsbuchstaben X (chi) und P (rho) des Ehrentitels Christus (= der Gesalbte). In der (blauen) Schale, die obenauf liegt, befindet sich Weihwasser. Geweihtes Wasser wird auch bei der Taufe verwendet. Somit will dieses Wasser die eigene Taufe in Erinnerung rufen. Der Apostel Paulus schreibt einmal über die Taufe: "Wir wurden mit Christus begraben durch die Taufe auf den Tod und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben." (vgl. Röm 6,4) Taufbecken und Weihwasser sind somit zeichenhaft Einladung und Mahnung im Christusglauben treu zu sein.

Rosenfenster an der Ostseite der Kirche

Die Fensterwand im Seitenschiff. Einfach nur Dekoration oder Lichtquelle für die Kirche? Sie ist mehr: Dargestellt sind auf mittlerer Höhe fünfzehn blühende Rosen. Die Rose kommt als Zeichen der Liebe zum Tragen. Fünfzehn Rosen - als Einladung, die fünfzehn "klassischen" Geheimnisse des Rosenkranzes im Glauben und in der Haltung der Gottesliebe zu bedenken.

Das Glas in den Fenstern bringt es von seiner Natur her mit sich, dass man zur besser beleuchteten Seite hindurchsehen kann. Das kann zum einen die Einladung sein, die Welt, in der wir leben, in das Rosenkranzgebet hineinzunehmen und z.B. beim Beten der Geheimnisse über die Menschwerdung Jesu auch darüber nachzudenken, wie unterschiedlich die Verhältnisse sind, in die Menschen hineingeboren werden und in denen sie aufwachsen. Genauso können wir dabei bedenken, wie wir in diese Welt hineinwirken können, um so zu einer "menschlicheren" Welt beizutragen.

Kreuzweg

Im Kreuzweg begegnen wir dem (ungerecht) leidenden Menschen in der Gestalt Jesu. So, wie das Leid des Menschen oft genug undurchsichtig erscheint, ist unser Kreuzweg nicht als Fenster gestaltet. So wie das Leid des Menschen oft genug unbegreiflich ist, ist auch dieser Kreuzweg unbegreiflich (ein Blinder wird ihn nur mit großer Mühe ertasten/begreifen können).

So wie das Leid des Menschen sehr vielfältig sein kann, ist dieser Kreuzweg als Mosaik, aus vielen Teilen, gearbeitet. Es gibt nicht nur eine Ursache. Es gibt nicht nur eine Gestalt des Leides. Aber es gibt in Jesus Christus einen, der durch alles Leid hindurchgegangen ist bis zum Letzten. Dadurch ist er mit uns in jeder Situation menschlichen Lebens grundsätzlich solidarisch. Er geht in alles mit hinein: in ungerechte Verurteilung, in schmerzliche Begegnungen mit Mitmenschen, in unsere menschliche Schwäche, wenn wir fallen. Er ist da, wenn wir zur Schau gestellt oder ans Messer geliefert werden. Er ist selbst dann noch da, wenn wir mundtot gemacht werden und es nur noch heißt: "Den/die kannste vergessen".

Aber der Kreuzweg bleibt nicht bei dieser Solidarität im Leid stehen. Wir haben eine fünfzehnte Station. In dieser Station geht der Weg mit dem Kreuz über sich hinaus, überwindet sich. Es ist die Station der Auferstehung. Sie ist ebenso undurchsichtig wie der Kreuzweg. Sie ist ebenso unbegreiflich. Sie ist ebenso vielfältig. Gott hat durch seinen Sohn einen Ausweg aus allem Leid geschaffen.

Altarkreuz in St. Nikolaus

 Über dem Altar zieht das Kreuz die Blicke auf sich. Man mag sich erinnern an das Jesuswort im Johannesevangelium: "Wenn ich von der Erde erhöht bin, werde ich alle an mich ziehen."

Das Kreuz in der Mitte des Raumes, weist aber auch hin auf die zentrale Bedeutung der Verkündigung der Botschaft vom Kreuz. Der heilige Paulus schreibt an seine Gemeinde in Korinth: "Wir verkündigen Christus als den Gekreuzigten: für Juden ein empörendes Ärgernis, für Heiden eine Torheit".

Nicht in der Verdrängung von Leid, sondern in seiner Überwindung beginnt die Erlösung. Von daher ist Jesus an diesem Kreuz nicht mit einem leidenden Gesichtsausdruck dargestellt. Er ruht am Kreuz und das Kreuz beginnt an allen Enden zu leben. Es wird zu einem Lebensbaum, der in vier Richtungen wächst, der den Ursprung seines Lebens aber im gekreuzigten und erhöhten Herrn hat.

Ambo

So, wie eine gute Mahlzeit für den Körper gut ist, so ist auch ein gutes Wort für das Seelenleben gut. Christliche Verkündigung umfasst den ganzen Menschen, sowohl in seiner geistig-geistlichen wie in seiner körperlichen Dimension.

Der Ambo (Bild links) ist der Ort, von dem aus vor allem die Lesungen aus der Bibel vorgetragen werden. "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort, das aus Gottes Mund kommt", ist nicht nur ein altes Wort der Bibel. Jesus nimmt es auf und bekräftigt es durch sein Leben, wenn er z.B. sagt: "Meine Speise ist es, den Willen dessen zu tun, der mich gesandt hat." Auf diesem Hintergrund kann der Ambo als Tisch verstanden werden, und zwar als "Tisch des Wortes (Gottes)".

Am Altar wird das Mahl gefeiert. Über Brot (Hostien) und Wein werden die Worte Jesu gesprochen, die er bei dem Mahl, das er unmittelbar vor seinem Leiden mit seinen Jüngern hielt, gebrauchte: "Das ist mein Leib ..." und: "Das ist mein Blut ...". So gewandeltes Brot (und so gewandelter Wein) wird an die mitfeiernde Gemeinde ausgeteilt. Damit hat sie Anteil am "Tisch des Leibes Christi".

Tabernakel

Wenn während der Wandlung über das Brot gesagt wird: "Das ist mein Leib", bedeutet das in der katholischen Kirche soviel wie: "Das ist und bleibt mein Leib" (entsprechend auch beim Wein). Von daher ergibt sich die Frage, was mit dem Brot geschieht, das nach der Kommunion übrigbleibt.

Nach Möglichkeit sollte eigentlich nichts übrigbleiben, aber bei unterschiedlichen Zahlen von Kommunikanten ist es oft unvermeidlich, dass etwas übrig bleibt. Der restliche Wein (in der Regel ist es nicht viel) wird vom Priester und ggf. seinen Helfern gleich nach Abschluss der Kommunion sumiert.

Die restlichen Hostien werden in den Tabernakel eingeschlossen und bei nachfolgenden Gottesdiensten ausgeteilt oder als Hauskommunion den Gemeindemitgliedern gebracht, die auf Grund von Krankheit nicht an der Messfeier teilnehmen können. So ist der Tabernakel auf Grund seines Inhalts ein Ort der besonderen Verehrung. Er steht für die Gegenwart Gottes in diesem Raum. Daran erinnert auch das "Ewige Licht", ein Öllicht, das Tag und Nacht an einer Seite des Tabernakels brennt.

Die geistliche Führung durch unsere St.-Nikolaus-Kirche ist an dieser Stelle zu Ende. Da hier noch längst nicht die ganze Kirche gezeigt wurde, laden wir Sie ein, unsere Kirche zu besuchen. Normalerweise ist sie während der Bürozeiten geöffnet und natürlich immer zu den Gottesdiensten.